Leben und Sterben in Napoli

Ich weiß ja nicht, wie das passieren konnte – aber ich war vor Kurzem 6 Tage in Neapel. Rechtlich ist das an sich unbedeutend – aber eben doch nicht ganz. 2 Dinge, die mir dazu einfallen: Verkehrsregeln und Umweltzerstörung.

Das Straßenverkehrsrecht ist unionsrechtlich nicht harmonisiert. Das liegt daran, dass die Verkehrsregeln strafbewehrt sind. Und die Kompetenz über die Höhe solcher Strafen lassen sich die Mitgliedsstaaten natürlich nicht nehmen.

So müssen nach Art. 171 Nr. 1 Codice della strada (pdf) Fahrer und Beifahrer motorisierter Zweiräder Helme tragen. Gängige Praxis bei Motorrädern: Der (regelmäßig) männliche Fahrer trägt Helm, die (regelmäßig) weibliche Beifahrerin nicht. Bei Scootern sieht die Praxis so aus, dass die meisten Fahrer keinen Helm tragen. Sehr beliebt: der am Arm baumelnde Helm. Die vorgesehene Verwaltungsstrafe: € 81 bis € 326 (Art. 171 Nr. 2). Zudem sieht Art. 171 Nr. 3 die Zwangsstillegung des Fahrzeugs für mindestens 60 Tage vor. Nach Art. 143 Nr. 11 unterliegt das Fahren entgegen der Fahrtrichtung einer Geldstrafe von € 163 bis € 652. Gängige Praxis: Scooter fahren permanent entgegen der Einbahnstraße. Und nach Art. 156 Nr. 3 ist die Nutzung akustischer Signalgeber (Hupe) außer bei Gefahr verboten. Strafe hier: € 41 bis € 169, also recht günstig. Gängige Praxis der Scooter: überhöhte Geschwindigkeit, Fahren entgegen der Fahrtrichtung, Fahren auf dem Gehweg, Mißachtung jeglicher Wartepflichten, Mißachtung der Regel „Rechts vor Links“ – all das wird geräuschvoll mit einem hässlichen Hupton angekündigt.

Sanktioniert wird das nicht, sondern toleriert. Für die Menschen, die dort leben (müssen) bedeutet das: extreme Motorisierung in der Stadt (keine Fahrräder, kaum E-Mobilität), dreckige Luft und eine Lärmkulisse, die völlig inakzeptabel ist. So zu leben ist nicht zeitgemäß, sondern unwürdig.

Neben dem krassen Individualverkehr kommt einem beim Gedanken an Neapel die Müllproblematik in Erinnerung. Man denke hier nur an den brennenden Müll in der Stadt 2013. Ich möchte dazu nur auf die Doku des BR von 2018 hinweisen; sehr instruktiv. Die aufgezeigte Problematik um die Ndrangheta ist bis heute ungelöst.

Wer also unbedingt Neapel gesehen haben will: 3 Tage Maximum; für alle anderen: Füße weg! Aber an sich ist das ein No-Go.